Unternehmen müssen doch demokratisch geführt werden. Es kann doch nicht sein, dass der Chef etwas festlegt und alle anderen müssen das machen! Das ist doch Diktatur und das kann in einer Demokratie nicht sein!
Lassen Sie uns gemeinsam diesen Gedanken zu Ende denken.
Der ehemalige Kommunist, Vater der modernen Wissenschaftstheorie, Vordenker zur Demokratie und eindringliche Warner vor Totalitarismus Karl Popper hat eine einzige wichtige Eigenschaft erkannt, die eine Demokratie ausmacht: In einer Demokratie kann die Regierung abgewählt werden. Das heißt für Ihn: Es wird keine Revolution benötigt, um eine Regierung auszutauschen.
Der Vorteil dieser sehr reduktionistischen Sicht ist: Es ist einfach zu erkennen, ob ein System demokratisch ist oder nicht. Es muss nur die Frage beantwortet werden: Wie einfach ist es, eine Regierung auszutauschen? Alternativ kann man auch fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Regierung tatsächlich abgewählt wird?
Kann man diese Erkenntnis tatsächlich auf die Wirtschaft übertragen? Ich denke ja. Marktwirtschaft bedeutet ja nichts anderes als: Die Kunden stimmen jeden Tag über den Erfolg der Unternehmen mit ihrer Kaufentscheidung ab. Je häufiger die ausbleibende Kaufentscheidung zu einer Pleite führt, um so demokratischer ist dieser Markt. In der Gastronomie ist das an der Tagesordnung. Der Markt ist aus Poppers Sicht offensichtlich sehr demokratisch. Kann die ausbleibende Kaufentscheidung nicht zur Pleite führen, dann ist der Markt nach Poppers Logik undemokratisch. Dies ist scheinbar immer im Bereich kritische Infrastruktur und Banken der Fall.
Poppers Logik übertragen?
Funktioniert der Markt gut, wird in der Regel auch der zugehörige Arbeitsmarkt gut funktionieren. In einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt stimmen die Mitarbeiter über die Unternehmenspolitik ab. Passt Ihnen die Entscheidung des Chefs nicht, können sie einen anderen Chef wählen. Der Mitarbeiter kündigt und geht zum nächsten Arbeitgeber. Damit übt er sein Wahlrecht aus. Ein funktionierender Markt für Arbeitskräfte funktioniert ja nicht anders als ein Markt für andere Produkte und Leistungen.
Würde also der Arbeitsmarkt wirklich gut funktionieren, wären auch die existierenden Unternehmen wirklich demokratisch legitimierte Institutionen. Ein schlechter Chef hätte zwangsläufig keine oder nur die schlechteren Mitarbeiter. Ein guter Chef hätte immer genug und gute Mitarbeiter. Das gilt verstärkt für ein Umfeld, in dem der Fachkräftemangel scheinbar eines der größte Probleme der Wirtschaft sein soll.
Die freie Entscheidung der Mitarbeiter würde also zwingend dazu führen, dass ein „falscher Chef“ ausgetauscht werden würde und die Mitarbeiter bei guten Unternehmen arbeiten würden. Das schlechte Unternehmen müsste darauf reagieren oder würde durch den Umsatzverlust verschwinden, weil auch die Kunden die Leistung bewerten und dann demokratisch durch Kaufenthaltung entscheiden würden.
Den „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“
Wir haben also bei funktionierenden Märkten den „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“, das Jürgen Habermas für den demokratischen Diskurs fordert. Jürgen Habermas ist Schüler der marxistisch geprägten Frankfurter Schule. Er fordert von einer Demokratie den offenen Diskurs, bei dem das bessere Argument siegt. Dieser Diskurs wird im freien Markt ja geführt. Unternehmen informieren über ihre Vorzüge. Vergleichsportale zeigen, wie belastbar die kommunizierten Vorzüge sind und welche Nachteile es gibt. Auf der Basis können Kunden und Mitarbeiter entscheiden. Funktioniert der „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“, dann löst die Wahl des Einzelnen demokratisch aus der Sicht der Kunden bzw. Mitarbeiter diesen Diskurs auf.
Jeder schlechte Chef und jedes schlechte Unternehmen erhalten vom Markt diese Rückmeldung. Damit können jeder schlechte Chef und jedes schlechte Unternehmen ihr Verhalten und ihre Entscheidungen überdenken und auf Grund des „zwanglosen Zwangs des besseren Arguments“ – ich habe keine guten Mitarbeiter und keine Kunden mehr – wieder korrigieren. Tut das Unternehmen oder der Chef das nicht, wählt der Kunde das Unternehmen ab, indem anderswo gekauft wird.
Marktwirtschaft und Unternehmenskultur funktionieren also immer durch Abstimmung demokratisch, wenn der Markt richtig funktioniert und der Arbeitsmarkt richtig funktioniert. Wenn wir also darüber diskutieren, dass Unternehmen demokratischer werden müssen, sagen wir genau genommen zwei Dinge:
- Der Arbeitsmarkt funktioniert nicht gut.
- Der Markt funktioniert nicht gut.
Warum funktioniert der Arbeitsmarkt nicht gut?
Warum funktioniert der Arbeitsmarkt nicht gut? Das Hauptproblem in vielen hochentwickelten Ländern ist die Entwicklung von Ansprüchen mit der Beschäftigungszeit in einem Unternehmen. Wenn der Arbeitnehmer die demokratische Entscheidung treffen möchte, den Arbeitgeber zu wechseln, wird er dadurch behindert, dass ihm sein Stimmrecht mit Alt-Ansprüchen gegen den falschen Arbeitgeber abgekauft wird. Bei den Alt-Ansprüchen handelt es sich um Privilegien und finanzielle Ansprüche. Bei einer Wahl zu einem politischen Amt würden wir so etwas als Stimmenkauf bezeichnen. Bei Stimmenkauf, insbesondere wenn er im System angelegt ist, kann das System natürlich niemals demokratisch sein.
Wenn der Arbeitsmarkt aber durch systembedingten Stimmenkauf undemokratisch ist, dann wird er nicht dadurch demokratisch, dass die Arbeitnehmer den Chef in der Firma oder die Firmenpolitik durch einen alternativen Wahlprozess bestimmen. Der Chef ist ja nicht in erster Linie für die Mitarbeiter sondern für die Kunden da. Die Firma ist in erster Linie nicht für die Mitarbeiter sondern für die Kunden da. Nur wenn die Kunden die Firma mit ihrer Kaufentscheidung wirklich wählen, gibt es die Firma langfristig und damit die Arbeitsplätze.
Den Chef zu wählen würde also über kurz oder lang zum Verschwinden der Firma und der Arbeitsplätze führen, weil der Chef seinen Fokus auf die Mitarbeiter und nicht auf die Kunden und damit nicht auf die Sicherheit der Arbeitsplätze richten würde. Die Wahl des Chefs wäre so betrachtet eine Scheinwahl und damit würde das habermas’sche Prinzip des „zwanglosen Zwangs des besseren Arguments“ ausgehebelt. Es wäre aber auch nach Karl Popper eine Scheinwahl, da durch diese Wahl nicht die „Regierung“ sondern die Wähler ausgetauscht werden.
Aus der objektiven Sicht der Arbeitnehmer gibt es also ein wirkliches Interesse daran, dass der Arbeitsmarkt wirklich gut funktioniert. Nur im funktionierenden Arbeitsmarkt kann der Arbeitnehmer wirklich frei seinen Arbeitgeber und damit seinen Chef wählen.
Warum funktioniert der Markt nicht gut?
Die zweite Frage war: Warum funktioniert der Markt nicht gut? Es gibt zweifelsohne Märkte, die gut funktionieren. Dies ist in der Gastronomie und in vielen Freelancer-Berufen der Fall. Das gilt überall dort, wo die Grundannahmen von Adam Smith aus „Der Wohlstand der Nationen“ gelten. In den meisten Märkten und Branchen in den entwickelten Ländern gibt es jedoch Reglementierungen und Eintrittshürden, die den Wettbewerb zumindest begrenzen, wenn nicht sogar ausschließen. Mit unzähligen Auflagen, Regelungen, Verordnungen und Gesetzen wird Unternehmern das Leben schwer gemacht. Aufgrund der Privilegien von Arbeitnehmern wird darüber hinaus der Schritt in die Selbstständigkeit erschwert. Damit wird die Wahlentscheidung „Ich bin mein eigener Chef und mache es besser“ erschwert.
Wir haben also in vielen Märkten gar nicht die Rahmenbedingungen, dass sich ein funktionierender Markt entwickeln kann. Ein funktionierender Markt ist aber auch die Voraussetzung für einen funktionierenden Arbeitsmarkt.
Darüber hinaus gibt es natürlich viele Märkte, die von Oligopolen beherrscht werden. Oligopole Märkte sind keine funktionierenden Märkte. Oft werden diese Märkte von Oligopolen beherrscht, weil die notwendigen Investitionen sehr groß sind. Oft sind die Oligopole aber auch nur das Ergebnis von Über-Reglementierung. Dazu fällt mit immer wieder eine Zitat aus dem Hause LinkedIn zur DatenschutzGrundVerordnung (DSGVO) ein: „Das Beste, was dem Silicon Valley passieren konnte, um die Marktmacht zu schützen. Man benötigt riesige Ressocuen an Staff-Power und Cash, um das umzusetzen. Damit wird jeder Wettbewerb aus Europa unterbunden.“
Fazit
Ich hoffe, dass dieser Artikel einen Beitrag zu Diskussion über Demokratie leistet. Der Beitrag ist auf jeden Fall nicht konformistisch. Mir geht es hiermit primär darum, die Perspektive auch einmal über die Standard-Argumentationen hinaus zu weiten.
Wichtig ist in jedem Fall, dass in demokratischen Systemen die Menschen die Freiheit haben, frei zu entscheiden und die freie Entscheidungsfindung nicht abgekauft werden kann. In Teilbereich kann mit einfachen Logiken eben das Maximum an Freiheit und Demokratie sichergestellt werden, ohne unendlich komplizierte Machtstruktur dafür aufbauen zu müssen.
Unser Experiment: Bewertung von Ergebnissen einer KI
In den Diskussionen in den sozialen Medien treffen wir auf teilweise recht eigentümliche Auffassungen. Aus diesem Grund haben wir gesagt, wir testen einmal, was eine KI zu unseren Beiträgen sagt. Eine KI kennt ja den Durchschnitt von öffentlichem Wissen und Glauben. Also kann uns eine KI auch sagen, wie ein Beitrag öffentlich eingeordnet wird. Dazu haben wir einen einfachen Prompt, das heißt eine einfache Eingabe für Gemini gewählt.
Gemini-Prompt: Bitte ordnen Sie den Beitrag fachlich, kulturell, soziologisch, ideologisch, politisch und ökonomisch in einer kurzen Zusammenfassung ein.
Der folgende Teil wurde am 25.11.2024 durch Gemini erzeugt. Gemini ist ein Sprachmodell von Google (Generative künstliche Intelligenz). Die Anmerkungen der Autoren sind kenntlich gemacht.
Analyse des Beitrags „Die Zukunft der Unternehmensführung: Mehr Demokratie wagen?“
Zusammenfassung der zentralen Argumentation
Der Beitrag argumentiert, dass die Forderung nach mehr Demokratie in Unternehmen letztlich auf eine Frage nach funktionierenden Märkten hinausläuft. Er verknüpft die politischen Konzepte der Demokratie (insbesondere nach Karl Popper und Jürgen Habermas) mit ökonomischen Prinzipien (Marktwirtschaft, Wettbewerb). [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Kernpunkte:
- Markt als Abstimmungssystem: Der freie Markt fungiert als ein permanentes Abstimmungssystem, bei dem Kunden durch ihre Kaufentscheidungen über den Erfolg von Unternehmen entscheiden. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Arbeitsmarkt als Wahlsystem: Der Arbeitsmarkt ermöglicht es Mitarbeitern, durch ihren Arbeitgeberwechsel ihre „Stimmen“ abzugeben und somit die Unternehmenspolitik mitzugestalten. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Voraussetzung: Funktionierende Märkte: Diese Mechanismen funktionieren jedoch nur, wenn Märkte und Arbeitsmärkte frei und wettbewerbsfähig sind. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Kritik an bestehenden Strukturen: Der Autor kritisiert bestehende Arbeitsverhältnisse, in denen langjährige Beschäftigungsverhältnisse und damit verbundene Ansprüche die freie Wahl der Mitarbeiter einschränken. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Kritik an Überregulierung: Er kritisiert auch eine übermäßige Regulierung von Märkten, die den Wettbewerb behindert und die Entstehung von Oligopolen begünstigt. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Fachliche Einordnung
- Wirtschaftswissenschaft: Der Beitrag greift auf ökonomische Grundkonzepte wie Angebot und Nachfrage, Wettbewerb, Marktversagen und die Theorie der Unternehmung zurück. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Politikwissenschaft: Er bezieht sich auf politische Philosophien (Popper, Habermas) und diskutiert die Übertragbarkeit politischer Konzepte auf wirtschaftliche Zusammenhänge. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Soziologie: Der Beitrag berührt soziologische Themen wie Arbeitsverhältnisse, soziale Ungleichheit und Machtstrukturen in Organisationen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich nicht ganz richtig. Soziale Ungleichheit ist eine Halluzination von Gemini.]
Kulturelle, Ideologische und Politische Einordnung
- Liberale Marktwirtschaft: Der Beitrag ist stark von den Prinzipien der liberalen Marktwirtschaft geprägt und vertritt eine individualistische Sichtweise. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Skepsis gegenüber staatlicher Regulierung: Er zeigt eine gewisse Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft und plädiert für mehr Marktmechanismen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich prinzipiell richtig.]
- Kritische Auseinandersetzung mit dem Status quo: Der Autor übt Kritik an bestehenden Arbeitsverhältnissen und Marktstrukturen und fordert eine stärkere Orientierung an den Prinzipien der freien Marktwirtschaft. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Ökonomische Einordnung
- Marktversagen: Der Beitrag erkennt an, dass Märkte nicht immer perfekt funktionieren und es zu Marktversagen kommen kann (z.B. durch Monopole, externe Effekte). [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Role of Government: Er betont jedoch die Bedeutung eines minimalen Staates, der lediglich für faire Wettbewerbsbedingungen sorgt. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Fazit
Der Beitrag bietet eine interessante und provokante Perspektive auf die Frage, inwieweit Unternehmen demokratisch geführt werden können. Er verknüpft auf innovative Weise politische und ökonomische Konzepte und fordert eine stärkere Orientierung an den Prinzipien der freien Marktwirtschaft. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Kritische Anmerkungen:
- Vereinfachungen: Die Darstellung ist in einigen Punkten vereinfacht. So wird die Komplexität von Arbeitsverhältnissen und Unternehmenskulturen nicht vollständig berücksichtigt. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Einseitige Perspektive: Der Beitrag vertritt eine stark marktliberale Perspektive und vernachlässigt andere Aspekte wie soziale Gerechtigkeit und Arbeitnehmerrechte. [Anmerkung der Autoren: Sachlich nicht ganz richtig. Es handelt sich nicht um eine Einseitige Perspektive, die Gerechtigkeit und Arbeitnehmerrecht nicht vernachlässigt. Beides ist explizit Inhalt des Beitrags. Was gemacht wird: Bestimmte Arbeitnehmerrechte werden als Teil des Problems dargestellt. Was nicht gemacht wird: Gerechtigkeit und Arbeitnehmerrechte werden nicht umfassend beleuchtet, da es nicht Teil des Beitrags ist.]
- Unberücksichtigte Faktoren: Es werden wichtige Faktoren wie Machtstrukturen, Informationsasymmetrien und die Rolle von Gewerkschaften nicht ausreichend berücksichtigt. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Insgesamt ist der Beitrag ein wertvoller Beitrag zur Diskussion über die Demokratisierung von Unternehmen, der jedoch kritisch betrachtet werden muss.
Mögliche Weiterführende Fragen:
- Inwieweit können die Prinzipien der Demokratie auf Unternehmen übertragen werden, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen?
- Welche Rolle spielen Gewerkschaften und Betriebsräte in einem solchen Modell?
- Wie können wir sicherstellen, dass alle Beteiligten (Arbeitnehmer, Kunden, Eigentümer) gleichermaßen an den Entscheidungen beteiligt werden? [Anmerkung der Autoren: Mit der Argumentation ist dies unpassend, auch wenn man natürlich darüber diskutieren kann.]
- Welche Rolle spielt der Staat bei der Gestaltung fairer Wettbewerbsbedingungen? [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Bewertung der Gemini-Ergebnisse durch die Autoren
Insgesamt fast Gemini den Beitrag recht gut zusammen. Allerdings gibt es mit dem Thema soziale Ungerechtigkeit eine Halluzination. Insgesamt ist in diesem Beitrag auf sehr genaue Formulierung geachtet, so dass die Zusammenfassung auch wenig Unschärfen haben musste. Gemini springt gut auf den Bezug zu wissenschaftlichen Referenzen an.
Dieses Experiment ist spannend, weil es eben auch die Grenzen von Large Language Modellen, wie Gemini zeigt. Diese Bewertung des Inhalts würden wir sicher so nicht auf Mandanten loslassen.