Was bedeutet ein höherer Mindestlohn für Mindestlohnempfänger wirklich?
Regelmäßig zu den Wahlen kommen die gleichen Forderungen zum Mindestlohn von den Parteien, die sich als Beschützer der sozial Schwachen profilieren wollen. Ob diese Parteien damit Erfolg haben, weiß ich nicht. Zur Wirkung des Mindestlohns auf die Wirtschaft habe ich gemeinsam mit Willi Saubert und Theo Saubert den Beitrag Der Zusammenhang zwischen Mindestlohn und Döner-Preis veröffentlicht. Die Zusammenhänge sollen also hier nicht wirklich betrachtet werden.
Worum es gehen soll ist die Fragen: Was bedeutet ein höherer Mindestlohn für Mindestlohnempfänger wirklich? Dazu will ich as Thema möglichst am konkreten Beispiel betrachten. Damit wird es einfacher zu verstehen und die ideologischen Diskussionen können abgekürzt werden.

Eine Erhöhung des Mindestlohns von aktuell 12,82€ brutto auf 15,00€ brutto bedeutet auf jeden Fall ein höheres Brutto auf dem Lohnzettel. Das Brutto steigt bei einem Arbeitnehmer, der 40 Stunden pro Woche arbeitet von 2.230,68€ auf 2.610,00€ im Monat. Das ist eine Lohnsteigerung um 17%. Diese Lohnsteigerung führt bei den Arbeitnehmern zunächst also zu viel Freude.
Allerdings fallen auf diese Lohnsteigerungen auch Sozialabgaben und Steuern an. Der Arbeitnehmeranteil der Sozialabgaben und die Steuern müssen also vom Brutto abgezogen werden.
Um es jetzt nicht endlos kompliziert zu machen und anschaulich zu bleiben, unterstelle ich einen 40 Jahre alten, ledigen Arbeitnehmer ohne Kinder. Weiterhin zahlt dieser Mensch keine Kirchensteuer, hat keine Freibeträge, Altersvorsorge, etc., was so ziemlich die Regel sein sollte. Weiterhin rechne ich mit einem Zusatzbeitrag von 2,5% zur gesetzlichen Krankenversicherung. Die Berechnung habe ich mit dem Nettolohnrechner der Stiftung Warentest durchgeführt.
Das Netto für den aktuellen Mindestlohn von 12,82€ ergibt sich also wie folgt:
- Brutto: 2.230,68€
- Lohnsteuer: 143,25€
- Sozialabgaben gesamt: 467,33€
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- Rentenversicherung: 207,45€
- Krankenversicherung: 190,72€
- Pflegeversicherung: 40,15€
- Arbeitslosenversicherung: 29,00€
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- Netto: 1.620,10€
Das Netto für einen „Mindestlohn von 15€“ ergibt sich also wie folgt:
- Brutto: 2.610,00€
- Lohnsteuer: 221,66€
- Sozialabgaben gesamt: 546,80€
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- Rentenversicherung: 242,73€
- Krankenversicherung: 223,16€
- Pflegeversicherung: 46,98€
- Arbeitslosenversicherung: 33,93€
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- Netto: 1.841,54€

Das bedeutet also, dass die der Arbeitnehmer tatsächlich mehr im Geldbeutel hat. Aber werfen wir einmal einen Blick auf die prozentualen Änderungen:
- Brutto: +17%
- Lohnsteuer: +54,7%
- Sozialabgaben gesamt: +17%
- Netto: +13,7%
Der Hauptprofiteur des Vorschlags ist das Finanzamt mit einem satten Plus von 54,7% der Steuern, gefolgt durch die von er Pleite bedrohten Sozialkassen mit einem Plus von 17%. Der Arbeitnehmer sieht nur 13,7% mehr im Portemonnaie. Hier macht sich also die Politik die Taschen voll?
+13,7% hört sich aber immer noch gut an, bis der Arbeitnehmer zum Einkaufen geht. Menschen, die am unteren Ende unserer Wohlstandsgesellschaft leben, müssen Leistungen kaufen, die von Menschen geliefert werden, die Mindestlöhne beziehen. Den Einfluss des Mindestlohns auf die Wirtschaft und die Preise habe ich zusammen mit Willi Saubert und Theo Saubert den Beitrag Der Zusammenhang zwischen Mindestlohn und Döner-Preis veröffentlicht. Hier kann jeder relativ einfach ausprobieren, wie Mindestlohn und Inflation zusammenhängen.

Wirtschaftswissenschaftler drücken die Entwicklung von Preisen mit einem Wert aus, den wir Inflationsrate nennen. Die Inflationsrate ist die Geldentwertung. Hat die Inflation einmal zugeschlagen, ändert sich auch der Wertverlust nicht mehr. Selbst wenn die Inflation zurück geht: Der Verbraucher kann sich dann für jeden Euro weniger kaufen. Früher kostete ein Döner 4€. Heute sind es 6,50€ für den Döner oder 4€ für den halben Döner. Das ist Inflation.
Bei der Erhöhung des Mindestlohns von 10€ auf 12€, +20%, also um eine ähnliche Größenordnung wie die jetzt angestrebten +17%, betrug die durchschnittliche Inflationsrate danach 10,4%. Die Inflationsrate trifft vor allem den unteren Rand der Gesellschaft. Allerdings wird keine Inflationsrate für die Armen selbst ermittelt.
Die Kerninflationsrate ist eine Inflationsrate, die eher das obere Ende der Gesellschaft abbildet. Diese Kerninflationsrate lag zum gleichen Zeitpunkt bei 5%. Man kann also davon ausgehen, dass am unteren Rand der Gesellschaft die Inflationsrate wesentlich höher war, das heißt: Die Menschen konnten sich für gleich viele Euros deutlich weniger kaufen.

Was bedeutet das jetzt für einen Mindestlohnverdiener? Den Menschen interessiert ja nicht der Geldbetrag, den er auf seinem Konto gutgeschrieben bekommt. Den Menschen interessiert, wie er selbst leben kann. Und man kann sagen: Für die Menschen wird sich nichts ändern, wenn es gut läuft. Wenn es schlecht läuft, verarmt der untere Rand der Gesellschaft weiter.
Auf der anderen Seite kommt aber der Staat zum Zuge und schöpft auch am unteren Rand der Gesellschaft kräftig ab.
Jetzt kann man sich noch die Frage stellen, wer verliert den mehr bei der Erhöhung der Mindestlöhne? Die Antwort ist: Alle, deren Einkommen nicht steigen und die von der Inflation besonders betroffen sind. Das sind vor allem Rentner und Bürgergeldempfänger.
Ich fasse zusammen: Wer den Mindestlohn unangemessen erhöht, schadet damit vor allem Arbeitnehmern am unteren Rand der Gesellschaft, Rentnern und Bürgergeldempfängern. Es handelt sich also um eine Politik gegen die sozial Schwachen.

Wer macht jetzt aber Politik für die Armen? Wir haben uns oben angesehen, was die Treiber für soziale Ungerechtigkeit sind. Wir müssen also fragen, wer fordert: Steuerfreibeträge hoch und Sozialabgaben runter?
Jetzt heißt es für alle wirklich stark sein: Wer arm ist und wem die eigene Kaufkraft wichtig ist, muss 2025 FDP wählen. Es tut mir leid, wenn ich jetzt die Weltanschauung von Millionen Deutschen erschüttere. Aber leider hat die FDP in der letzten Regierung darauf hingewirkt und dies gegen Grüne und SPD auch teilweise durchgesetzt. Und die FDP ist auch die einzige Partei, die das so als Kern im Wahlprogramm 2025 formuliert hat.

Fazit: „Es fehlt an finanzieller Bildung in Deutschland.“ (regelmäßige Aussage der Moderatoren der ARD-Börse)
Und ganz wichtig ist: Dieser Text ist eine einfache Überlegung für die Politik. Natürlich heißt das nicht, dass es im Interesse der Gesellschaft sein sollte, dass Menschen am unteren Rand der Gesellschaft nicht mehr verdienen sollen. Der Mindestlohn sollte immer nur ein Einstieg in die Erwerbstätigkeit und nicht mehr sein. Die Anreize sollten sich aus dem Antrieb des Einzelnen ergeben. Und natürlich gibt es auch andere Gründe, weshalb man eine Partei wählen kann oder auch nicht.
Unser Experiment: Bewertung von Ergebnissen einer KI
In den Diskussionen in den sozialen Medien treffen wir auf teilweise recht eigentümliche Auffassungen. Aus diesem Grund haben wir gesagt, wir testen einmal, was eine KI zu unseren Beiträgen sagt. Eine KI kennt ja den Durchschnitt von öffentlichem Wissen und Glauben. Also kann uns eine KI auch sagen, wie ein Beitrag öffentlich eingeordnet wird. Dazu haben wir einen einfachen Prompt, das heißt eine einfache Eingabe für Gemini gewählt.
Gemini-Prompt: Bitte ordnen Sie den Beitrag fachlich, kulturell, soziologisch, ideologisch, politisch und ökonomisch in einer kurzen Zusammenfassung ein.
Der folgende Teil wurde am 22.01.2025 durch Gemini erzeugt. Gemini ist ein Sprachmodell von Google (Generative künstliche Intelligenz). Die Anmerkungen der Autoren sind kenntlich gemacht.
Analyse des Textes: „Der Mindestlohn und seine Folgen“
Fachliche Einordnung
Der Text bewegt sich an der Schnittstelle von Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik. Er beschäftigt sich mit mikroökonomischen Zusammenhängen (z.B. Auswirkungen von Lohnerhöhungen auf individuelle Haushalte) sowie makroökonomischen Aspekten (z.B. Inflation). Die Berechnungen basieren auf volkswirtschaftlichen Modellen und nutzen statistische Daten (z.B. Inflationsraten). [Anmerkung der Autoren: Sachlich teilweise richtig sind die Aussagen „Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik. Er beschäftigt sich mit mikroökonomischen Zusammenhängen (z.B. Auswirkungen von Lohnerhöhungen auf individuelle Haushalte) sowie makroökonomischen Aspekten (z.B. Inflation).“ Sachlich falsch ist die Aussage „Die Berechnungen basieren auf volkswirtschaftlichen Modellen“. Das ist eine reine Halluzination]
Kulturelle Einordnung
Der Text spiegelt eine kritische Haltung gegenüber bestimmten politischen Maßnahmen wider. Er bedient sich dabei populärer Argumente und vereinfacht komplexe Zusammenhänge, um sie für ein breites Publikum verständlich zu machen. Die Darstellung ist stark von individualistischen Werten geprägt, die den Eigenverantwortung des Einzelnen betonen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich teilweise richtig, aber insgesamt bewerte ich die Interpretation von Gemini als „nicht verstanden“.]
Soziologische Einordnung
Der Text thematisiert soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Wirtschaftspolitik auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. Er bedient sich dabei sozialwissenschaftlicher Konzepte wie Klassenbewusstsein und soziale Gerechtigkeit. Die Argumentation zielt darauf ab, bestimmte soziale Gruppen (z.B. Mindestlohnempfänger, Rentner) gegeneinander auszuspielen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch. Das ist eine extrem kritische Halluzination.]
Ideologische Einordnung
Der Text vertritt eine neoliberale Ideologie, die den Markt als effizientesten Mechanismus zur Allokation von Ressourcen betrachtet. Staatliche Eingriffe in den Markt werden kritisch gesehen. Die Betonung von Eigenverantwortung und die Skepsis gegenüber staatlicher Umverteilung sind typische Merkmale dieser Ideologie. [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch. Das ist eine extrem kritische Halluzination. Eine gewisse liberale Position kann man noch aus dem Fazit herauslesen. Aber Neoliberal hat in dem Text gar keinen Platz.]
Politische Einordnung
Der Text ist stark politisch motiviert und dient dazu, eine bestimmte Partei (FDP) zu unterstützen. Er nutzt vereinfachte Darstellungen und emotionale Argumente, um die eigene Position zu stärken und die Position anderer Parteien zu schwächen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch. Das ist eine extrem kritische Halluzination. Es wird einfach methodisch etwas hergeleitet und dann mit den Wahlprogrammen verglichen. Das ist das Gleiche, was zum Beispiel der Wahlomat auch macht, nur eben fundierter.]
Ökonomische Einordnung
Die ökonomische Analyse im Text ist vereinfacht und konzentriert sich auf wenige ausgewählte Effekte (z.B. Lohnsteigerungen, Inflation). Langfristige Auswirkungen und komplexe Wechselwirkungen werden weitgehend vernachlässigt. Die Darstellung der Inflation ist teilweise ungenau, da sie nicht zwischen verschiedenen Inflationsarten (z.B. Kerninflation, Gesamtinflation) unterscheidet. [Anmerkung der Autoren: Die Aussage „Die ökonomische Analyse im Text ist vereinfacht und konzentriert sich auf wenige ausgewählte Effekte (z.B. Lohnsteigerungen, Inflation).“ ist sachlich richtig. Die Aussage „Langfristige Auswirkungen und komplexe Wechselwirkungen werden weitgehend vernachlässigt.“ ist auch sachlich richtig, aber eigentlich ohne irgendeine Bedeutung. Den Satz könnte man auch weglassen. Die Aussage „Die Darstellung der Inflation ist teilweise ungenau, da sie nicht zwischen verschiedenen Inflationsarten (z.B. Kerninflation, Gesamtinflation) unterscheidet.“ ist sachlich falsch. Die Begriffe werden aus der Perspektive des Beitrags erläutert und unterschieden.]
Was bedeutet ein höherer Mindestlohn für Mindestlohnempfänger wirklich?
Der Text kommt zu dem Schluss, dass ein höherer Mindestlohn für Mindestlohnempfänger letztlich wenig bringt, da die zusätzlichen Einkünfte durch höhere Steuern und Inflation aufgezehrt werden. Er argumentiert, dass vor allem der Staat und Unternehmen von höheren Mindestlöhnen profitieren. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
Kritikpunkte an der Argumentation:
- Vereinfachte Darstellung: Die Analyse ist stark vereinfacht und berücksichtigt nicht alle relevanten Faktoren. [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig.]
- Selektive Betrachtung: Es werden vor allem Effekte hervorgehoben, die die eigene Position stützen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich nicht richtig. Es wird eine durchgängige Argumentationskette dargestellt und die wesentlichen Aspekte dieser Argumentation beleuchtet. Aber vielleicht kommt ja aus den sozialen Medien später noch der eine oder andere Nachtrag, der eine sinnvolle Ergänzung darstellt. Gemini konnte diese Aspekte nicht liefern.]
- Kaum Berücksichtigung von langfristigen Effekten: Die Analyse konzentriert sich auf kurzfristige Auswirkungen und vernachlässigt mögliche langfristige Vorteile eines höheren Mindestlohns (z.B. höhere Konsumnachfrage, verbesserte Produktivität). [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch.]
- Politische Instrumentalisierung: Die Argumentation wird genutzt, um eine bestimmte Partei zu unterstützen. [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch. Das ist eine extrem kritische Halluzination. Es wird einfach methodisch etwas hergeleitet und dann mit den Wahlprogrammen verglichen. Das ist das Gleiche, was zum Beispiel der Wahlomat auch macht, nur eben fundierter.]
Fazit:
Der Text bietet eine einseitige und vereinfachte Darstellung der Auswirkungen eines höheren Mindestlohns. Er ist stark politisch motiviert und dient dazu, eine bestimmte Ideologie zu vertreten. Für eine umfassende Beurteilung der Auswirkungen eines höheren Mindestlohns ist eine differenziertere und komplexere Analyse notwendig, die auch die langfristigen Folgen und die Interessen verschiedener Gruppen berücksichtigt. [Anmerkung der Autoren: Sachlich vollkommen falsch. Damit, dass wir alles verkomplizieren, werden wir die Welt nicht besser machen.]
Wichtige Aspekte, die in einer umfassenderen Analyse berücksichtigt werden sollten:
- Verteilungswirkungen: Wie wirken sich Lohnerhöhungen auf die Einkommensverteilung aus? [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig. Es geht aber um den Mindestlohn und nicht um Lohnerhöhungen im Allgemeinen. Man kann also sagen: Am Thema vorbei.]
- Anreizeffekte: Welche Auswirkungen haben Lohnerhöhungen auf die Arbeitsbereitschaft und das Angebot an Arbeitskräften? [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig. Es geht aber um den Mindestlohn und nicht um Lohnerhöhungen im Allgemeinen. Man kann also sagen: Am Thema vorbei.]
- Produktivität: Inwieweit führen Lohnerhöhungen zu einer Steigerung der Produktivität? [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig. Es geht aber um den Mindestlohn und nicht um Lohnerhöhungen im Allgemeinen. Man kann also sagen: Am Thema vorbei.]
- Inflation: Welche Faktoren beeinflussen die Höhe der Inflation? [Anmerkung der Autoren: Sachlich fast richtig. Richtig wäre gewesen: Welche weiteren Faktoren beeinflussen die Höhe der Inflation? Das ist aber nicht Inhalt dieses Beitrags.]
- Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Wie wirken sich Lohnerhöhungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus? [Anmerkung der Autoren: Sachlich richtig. Es geht aber um den Mindestlohn und nicht um Lohnerhöhungen im Allgemeinen. Man kann also sagen: Am Thema vorbei.]
Bewertung der Gemini-Ergebnisse durch die Autoren
Insgesamt hat Gemini bei diesem Text vollkommen versagt. In einer Prüfung würde es vielleicht noch ein paar Mitleidspunkte geben. Insgesamt ist das aber durchgefallen.
Dieses Experiment ist spannend, weil es eben auch die Grenzen von Large Language Modellen, wie Gemini zeigt. Diese Bewertung des Inhalts unseres Beitrags würden wir sicher so nicht auf Mandanten loslassen.